Mittwoch, 12. Januar 2011

Happy New Year


So unser erster Blog im neuen Jahr. Wir hoffen, dass ihr alle gut durchgestartet seid und das Jahr 2011 mit Freude begonnen habt. Wir haben schon gehört, dass bei den meisten von euch weiße Weihnacht war und ihr auch ganz schön gefroren habt. Wir haben unsere Weihnachten in Flip Flops verbracht und verzweifelt probiert den Käse auf unserer Pizza über dem Feuer zum Schmelzen zu bringen. Da der Strom wegen Wassermangel nicht vorhanden war haben wir unser Festmahl im Kerzenschein genossen. Unsere Weihnachtsdeko bestand aus Plastiktischdecken, verschnörkelt mit ein wenig rot und grün, selbstgepflückten Tannenzweigen und lila Blumen von unserem Nachbarbusch. Trotz völlig ungewohnter Umstände haben wir die Feiertage sehr genossen und sind auch gut ins neue Jahr gestartet.
Nachdem dann der Strom nach ein paar Tagen wieder da war hatten wir auf einmal kein Wasser mehr im ganzen Haus. Kein Wasser im Haus heißt kein Trinkwasser, keine Dusche, kein Wasserhahn zum Hände waschen, keine Klospülung, kein Wasser zum Kleider waschen, kein Wasser zum Putzen, kein Wasser zum Kochen und und und. Um saubere Kleidung tragen zu können und nicht stinkend durch die Gegend laufen zu müssen haben wir uns die großen bunten Eimer geschnappt, sind zu einem schmalen Fluss den Berg hinunter gelaufen, fischten so gut wie möglich das sauberste Wasser heraus und sind mit den Eimern auf unseren Köpfen nach Hause gelaufen. Harte Arbeit, die für viele der afrikanischen Frauen und Mädchen alltäglich ist. Der Anblick von „Mzungus“ mit Eimern auf den Köpfen brachte die Einheimischen zum Lachen, besonders weil durch unser Ungeschick des Öfteren das Wasser herausschwappte. Wir spülten also unser Geschirr draußen vor unserem Haus und verwöhnten unsere Haare mit Flusswasser, welches wir eimerchenweise über unseren Kopf schütteten, um es unten dann wieder in einer weiteren Schüssel aufzufangen, um Wasser für die Klospülung zu haben. Alles ein wenig anders hier ;-)
Zu unserer Arbeit…
…Seit nun gut einem Monat sind wir als Krankenschwestern im Einsatz. Wir arbeiten auf zwei verschiedenen Stationen, die sich aber direkt gegenüber befinden . Wir haben also die Möglichkeit Fragen und die neuesten Ereignisse auszutauschen. Maj arbeitet auf der Frauen- und Kinderstation, Eva auf der Männerstation. Die Krankheitsbilder, die uns im Laufe des Monats begegnet sind unterscheiden sich von Station zu Station und sind oft wie aus den Lehrbüchern (in Deutschland hieß es immer, die Bilder in den Lehrbüchern seien völlig übertrieben…). Die Gründe dafür sind unterschiedlich aber meist der Geldmangel, der die Menschen dazu bringt, zu spät ins Krankenhaus zu kommen. Jeder kleinste Teil der Behandlung muss aus privater Tasche bezahlt werden-sei es die Spritze, der Verbandswechsel oder die meist tägliche Visite.
Station heißt hier nicht Zweier-oder Dreierzimmer, sondern ein großer Flur, auf dem die Patientenbetten aneinandergereiht sind. Bett an Bett liegen die Patienten und werden nur bei bestimmten Untersuchungen oder Maßnahmen durch Trennwände Sichtgeschützt.
Die Materialien, die für die Versorgung der Patienten benötigt werden sind in einem alten Schrank eingeschlossen. Sie sind an zwei Händen abzuzählen und improvisieren ist angesagt. Oft mangelt es schon an Schere, Pflaster oder Kompressen. Verbandswechsel sind hier alltäglich (ob nach Mofaunfällen, Amputationen oder Operationen) und die Herausforderung, die sie mit sich bringen immer wieder groß. Nicht wie in Deutschland muss man überlegen, welches der vielen verschiedenen Pflaster man jetzt auf die Wunde macht, sondern viel mehr, wie man mit der einen Sorte Pflaster oder Kompresse den Verband am besten erneuert. 
 Eine Infusionsflasche, die in Deutschland strikt im Kühlschrank aufbewahrt wird und nur 24 Stunden verwendet werden darf, wird hier in der prallen Sonne, direkt neben Käfern und Ameisen gelagert und verwendet, bis sie leer ist.
Trotz der vielen Umstellungen und der großen Umgewöhnung gehen wir gerne zur Arbeit. Unsere Schichten sind geteilt in Früh- und Spätschicht mit jeweils 6 Stunden Arbeitszeit und Nachtschicht mit 12 Stunden Arbeitszeit. Eine Verlängerung der Arbeitszeit ist alltäglich und dass man nach der Frühschicht auch die Spätschicht übernimmt wird hier fast als normal angesehen. Der Grund dafür ist, dass die Spätschicht ab und zu nicht belegt ist weil der Dienstplan nicht von allen sehr ernst genommen wird.
Die Arbeit macht uns Spaß und der Kontakt zu den Patienten ist oft sehr bereichernd. Wir lernen Kiswaheli, führen Gespräche, lachen und versuchen die bestmögliche medizinische Versorgung durchzuführen.

Was uns gerade so beschäftigt? Der Kampf nicht entmutigt zu sein, weiterhin die Sprache lernen und die Pflege eines süßen Kükens Namens Pepper. J